Was ist der Kniestock?

Bauherren werden früher oder später dem Begriff „Kniestock“ begegnen. Der Kniestock ist die Aussenwand an der Traufseite eines Hauses, auf die der Dachstuhl montiert wird. Genau genommen handelt es sich um die (oft niedrige) Wand unter der Dachschräge, die man umgangssprachlich auch gerne „Restwand“ nennt. Die Bezeichnung Kniestock leitet sich davon ab, dass diese niedrige Wand eine schräge Drucklast halten muss und die Bauoptik daher einem geneigten Knie gleicht. Die Höhe des Kniestocks bestimmt die Nutzfläche und Gestaltungsmöglichkeiten des Dachgeschosses in hohem Masse. 

Was ist der Unterschied zwischen Kniestock und Drempel?

Kniestock oder Drempel?

Die Begriffe Kniestock und Drempel werden häufig synonym gebraucht. Das Wort Drempel (oder auch Trempel) ist eine alte deutsche Bezeichnung für den Wandabschnitt, auf dem die Dachkonstruktion aufliegt. Der Unterschied zwischen Kniestock und Drempel ist nur ein kleiner: Während ein Kniestock in der Höhe bis zu einem gewissen Punkt variabel ist, ist ein Drempel lediglich eine Pfettendicke breit. Die Fusspfette liegt dabei auf der Decke des letzten Obergeschosses und der Dachstuhl direkt auf der Fusspfette. Sollte eine zusätzlich Trennwand den niedrigen Bereich unter dem Dachstuhl von der Wohnfläche trennen, um eine Abstellmöglichkeit zu erhalten, nennt man diesen Hohlraum ebenfalls häufig „Drempel“. Diese Trennwand nennt man auch „Abseitenwand“. Um den Raum unter der Dachschräge effektiv nutzen zu können, wird häufig eine Abseitenwand eingezogen, um hier beispielsweise Kommoden oder ein Bett mit hohem Kopfteil zu platzieren. 

Konstruktion eines
Kniestocks

Was ist dabei zu beachten?

Je höher der Kniestock ist, umso mehr Stellfläche steht an dieser Wand zur Verfügung. Der Dachstuhl wird per Fusspfetten oder Auflagebalken mit dem Kniestock verankert. Bauherren sollten beachten, dass die maximale Höhe des Kniestocks oft im örtlich geltenden Bebauungsplan vorgeschrieben ist. Jedoch besteht keine einheitliche Definition bezüglich der Vermessung der Kniestockhöhe. Bei Hanse Haus gilt als konstruktiver Kniestock der Bereich von der Oberkante der Rohdecke des letzten Obergeschosses bis zur Oberkante der Fusspfette. Die tatsächliche Höhe im Zimmer ist dann etwa 20 cm geringer als die konstruktive Kniestockhöhe. 

Kann man einen Kniestock auch noch nachträglich einbauen?
Nachträglicher
Einbau

Grundsätzlich ist es möglich, einen Kniestock später auszubauen und zu erhöhen, dies ist jedoch mit viel Aufwand und hohen Kosten verbunden. Im ersten Schritt benötigt man eine Genehmigung für die Erhöhung des Kniestocks. Ob diese erteilt wird, hängt unter anderem vom Bebauungsplan ab. Zudem sollte eine Statikprüfung des Gebäudes erfolgen. Ist die Genehmigung erteilt, folgen verschiedene und umfassende Schritte für den Ausbau: Von der Abdeckung und Dachentfernung bzw. hydraulischen Dachanhebung über das Ausmauern und Dämmen des Kniestocks bis zum Wiederaufbau bzw. zur Wiederaufsetzung des Dachs. Darüber hinaus fallen noch Abdichtung und Dämmung des Dachs sowie eine erneute Dacheindeckung an. Die erhöhte Aussenwand muss verputzt und gestrichen werden. Sofern Sie das Dachgeschoss direkt vollständig ausbauen möchten, folgen das Verlegen von Rohren und Leitungen sowie die Innendämmung und -verkleidung mit dem Innenausbau als Abschluss. 

Um den Aufwand einer späteren Dachentfernung oder -anhebung zu vermeiden, sollten Sie direkt zu Beginn genau überlegen, wie Sie das Dachgeschoss in Zukunft nutzen möchten. Soll hier einmal Wohnfläche entstehen? Dann sollte gleich am Anfang eine entsprechende Kniestockhöhe angelegt werden. Wer sich doch erst später dazu entscheidet, den Dachboden als Wohnraum zu nutzen, hat auch ohne Dachentfernung noch eine weitere Möglichkeit: Sie können einfach eine Abseitenwand an gewünschter Stelle einbauen lassen. Dies verkleinert zwar den verfügbaren Wohnraum, schafft aber eine zusätzliche Isolierung und eine abgetrennte Abstellfläche unter der Dachschrägen, die zum Beispiel über eine Luke erreichbar ist – wobei wir wieder beim Drempel als Hohlraum wären. 
 

Was sind die Vorteile eines Kniestocks?

Nutzfläche, Lichtatmosphäre,
Komfort
  • Je höher der Kniestock, desto mehr Nutzfläche ergibt sich im Dachgeschoss, vor allem wenn dieser ausgebaut werden soll. Wenn der Dachstuhl direkt auf die Decke des letzten Obergeschosses trifft, geht viel wertvolle Wohnfläche verloren. 
  • Es ist möglich, Fenster in einem relativ hohen Kniestock einzubauen. Dies führt zu mehr Licht im Dachgeschoss und ist vor allem dann vorteilhaft, wenn dieser als Wohnraum genutzt werden soll. Rein optisch vergrössert dies noch einmal den Raum. Darüber hinaus ergeben sich dadurch mehr Belüftungsmöglichkeiten. 
  • Vorteil für Vermieter: Durch einen hohen Kniestock erhöht sich die Wohnraumgrösse und dadurch auch der Mietpreis, denn beim Mietvertrag wird oft von der niedrigsten Deckenhöhe ausgegangen. Hier gilt es jedoch, die Regeln (Wohnflächenberechnung) des jeweiligen Bundeslandes zu beachten. 
  • Auch wenn es sich nur um einen Drempel handelt und wenig Wohnfläche zur Verfügung steht: Der niedrige Bereich unter dem Dachstuhl ist die ideale Abstellfläche für Kisten und Co. 
  • Ein höherer Kniestock bedeutet mehr Komfort, zum Beispiel, wenn an dieser Stelle ein Bett oder ein Sofa platziert werden soll. 
     

Fragen, die man sich bezüglich eines Kniestocks bzw. Drempels stellen sollte

Checkliste Kniestock
  • Wie möchte ich das Dachgeschoss nutzen? Als Wohnraum oder nur als Abstellfläche? 
  • Wenn ich das Dachgeschoss später ausbauen möchte: Wie viel kostet die Erhöhung eines Kniestocks (im Vergleich zum sofortigen Einbau)? 
  • Wie hoch darf der Kniestock laut Bebauungsplan sein? 
  • Im Falle eines Dachausbaus: Wie möchte ich den Wohnraum im Dachgeschoss einrichten? Wo sollen welche Möbel stehen? Wie sollen die Lichtverhältnisse sein und möchte ich Fenster im Kniestock integrieren? 
  • Möchte ich mein Dachgeschoss als Wohnung vermieten? Welche Auswirkungen hat der Kniestock dann auf die Wohnraumfläche und den Mietpreis?